Diese 2-teilige Artikelserie beschäftigt sich mit meiner Erfahrung nach 6 Jahren CrossFit Öuf und gibt euch Einblicke in unsere Überlegungen sowie Beweggründe bei Entscheidungen...
Teil 2 von 2:
Was sind die Schwächen von CrossFit:
Insbesondere CrossFit als Wettkampfsport und die vielen Netflix Dokumentationen und YouTube Videos erzeugen bei aussenstehenden oftmals ein falsches Bild unserer Sportart.
Training mit Holzstab und dem erlernen von Grundlegenden Bewegungsabläufen ist im Vergleich zu «Matt Fraser, Shirtless bei 120kg Clean & Jerks auf Reps» relativ unsexy..
"Matt Fraser bei Clean & Jerk"
Allerdings ist das erlernen der korrekten Technik ein wichtiger Teil vom Einstiegsprozess, welcher vielerorts oftmals nicht die Bedeutung erhält, welcher er haben sollte.
Dadurch steht CrossFit in der Kritik, dass komplexe Bewegungen unsauber ausgeführt werden, was bei vielen Anbietern tatsächlich der Fall ist.
Zudem führt dies dazu, dass viele Neueinsteiger das Gefühl haben, man müsse bereits sehr fit sein, um mit CrossFit zu beginnen.
Hier muss seitens der Anbieter definitiv noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Verletzungen:
Verletzungen passieren in jedem Sport. Wobei unserer Erfahrung nach deutlich mehr Verletzungen in Sportarten wie Fussball, Biken etc. entstehen. Uns erreichen zumindest sehr oft Nachrichten wie: «Ich bin beim Biken gestürzt, kann ich 4 Wochen pausieren ».
Dennoch gibt es auch im CrossFit Verletzungen, wobei man hier unterschiedliche Faktoren differenzieren muss.
Oftmals liegt bereits eine Vorerkrankung/Verletzung vor, die z.B. durch Haltungsschwächen im Alltag und fehlender Beweglichkeit verursacht wird. Beim Sport (CrossFit) kommt sie dann erst richtig zum Vorschein.
Auch kann es vorkommen, dass die Form geopfert wird, um noch eine Wiederholung mehr oder etwas mehr Gewicht zu bewegen, was, wenn oft so gehandhabt, Folgen nach sich ziehen kann.
Bei beidem können wir Coaches Einfluss nehmen. Bei Mobilitätseinschränkungen geben wir den Mitgliedern einfache Übungen, welche neben dem Training ausgeführt werden können. Durch gute Briefings vor Workouts und dem direkten Ansprechen von zu hohen Lasten kann hier präventiv viel gemacht werden.
Ein weiteres Risiko ist das Steigern des Trainingsvolumens. Belastungsverträglichkeit, vor allem bei den passiven Strukturen (Sehnen, Bänder), muss aufgebaut werden.
Das Motto sollte nicht «Mehr ist mehr» sein, sondern Trainingsvolumen muss langsam gesteigert werden, damit sich die Strukturen anpassen können und nicht überlasten.
«RX – as prescribed»
Unsere Workouts sollen alle Athleten fordern, ob Einsteiger oder Wettkampfathlet. Deshalb wird das WOD für die «fittesten» geschrieben.
Um eine psychologische Abstufung zu machen, haben wir in den letzten Jahren noch «RX+» eingeführt.
Es ist nicht wichtig, ob das Workout «RX» gemacht wird!
Mechanics -->Consistency --> Intensity
Dies ist die korrekte Reihenfolge.
Den genau richtigen Trainingsreiz erreicht man, wenn man dies beherzigt. Ist das Gewicht zu Schwer und werden die Wiederholungen unsauber ausgeführt, ist der Trainingsreiz verpasst und das Workout hat nicht den Effekt, welches es haben sollte.
Fängt man mit CrossFit an, hat man einen Haufen Erfolgserlebnisse und neue Rekorde im Wochentakt. Dies motiviert & macht Spass.
Was wirklich wichtig ist, ist den Spass am Sport und Fitness zu finden und nicht, Spass über persönliche Bestleistungen zu definieren.
Je länger man trainiert, umso rarer werden die Rekorde (sie tauchen aber immer mal wieder auf). Die Motive und der Anreiz, das Training zu besuchen, sollten definitiv ausserhalb von Trainingsbestleistungen liegen. Freuen über neue "PR’s "soll und darf man sich natürlich trotzdem.
Das CrossFit Öuf
Das CrossFit Öuf ist inzwischen ein kleines Unternehmen geworden. Wir haben aktuell zwei 100%, drei 40/50% Stellen und beschäftigen diverse Coaches von 10-30% Prozent. Gesamthaft haben wir rund 400 Stellenprozent am Standort Zuchwil.
Unsere Mitarbeiter erhalten faire Löhne und werden vollumfänglich in die Entwicklung der Box integriert. Wir wollen einen positiven Impact auf das Leben von allen unseren Mitgliedern & Angestellten haben, was uns aktuell sehr gut gelingt.
Unsere Firmenkultur basiert auf Ehrlichkeit, Offenheit sowie stetiger Weiterentwicklung. Feedback ist ein wichtiger Bestandteil unserer Teamkultur und unser ganzes Team ist stets bestrebt, Dinge zu verbessern und zu optimieren.
Wir hoffen sehr, dass ihr dies als Member vom CrossFit Öuf genauso spürt wie wir dies innerhalb des Teams.
Das CrossFit Öuf ist ein Treffpunkt für Jung und Alt. Ein Ort, an welchem man sich trifft, etwas für seine Gesundheit macht und gemeinsam eine grossartige Zeit verbringt.
Es soll ein Ort voller Positivität sein, an welchem jedem Willkommen ist und Anschluss findet.
Dies hat während Corona leider etwas gelitten, wir sind aber zuversichtlich, dass dies bald wieder etwas normalere Bahnen nehmen wird.
Auch unser Angebot hat sich stark gewandelt in den letzten Jahren.
Mit unseren Kids- und Teenager-Klassen bieten wir ein Training für beinahe jede Alterskategorie. Und durch das duale Klassensystem gehen wir aktuell neue Wege in der CrossFit Landschaft der Schweiz, wenn nicht sogar weltweit.
Ich glaube, dieses spezifischere Angebot ist die Zukunft von professionellen Anbietern von CrossFit/Functional Fitness und wird den Markt massgeblich prägen. Wobei das Hauptprodukt, die CrossFit Klasse, immer im Vordergrund stehen soll.
Ob Training für Gesundheitsvorsorge oder CrossFit als Wettkampfsport, das CrossFit Öuf soll für alle das optimale Angebot bieten.
Ausblick:
Ich erhoffe mir, dass langfristig der Job als Coach, aber auch «Box-Owner» professioneller angesehen wird.
Viele Entscheidungen müssen im Sinne der Firma, und nicht als «Kumpel-Typ» getroffen werden. Wir erleben dies leider oftmals bei der Einhaltung unserer Geschäftsbedingungen.
Dieser Spagat ist oftmals nicht leicht, da unser Umgang mit den Mitgliedern doch sehr locker und freundschaftlich ist.
Zudem sehe ich ein Potential, den Beruf als «CrossFit Coach» generell zu professionalisieren. Der Verband für «Functional Fitness» steckt noch in den Kinderschuhen, ist aber am wachsen und wird sich hoffentlich entwickeln.
Hier anzusetzen und eine professionelle Ausbildung zu gestalten, wäre einer meiner grössten Wünsche für die Zukunft und die kommende Generation.
Es ist ein sehr erfüllender Beruf und der Stellenwert als Coach, als Grundpfeiler von menschlicher Gesundheit, sollte mehr in den Fokus gerückt werden.
Schlusswort
Ich liebe CrossFit, auch nach 6 Jahren CrossFit Öuf. Auch wenn die letzten 1.5 Jahre uns vor grosse Herausforderungen stellen, sehe ich zuversichtlich in die Zukunft.
CrossFit funktioniert, ist effektiv und hat einen massgeblichen Einfluss auf die Gesundheit von vielen Menschen.
Es ist etwas Wunderbares, Menschen die Freude am Sport zu vermitteln, welche Jahrelang keinen Spass an Bewegung gefunden haben und sich nun fitter und vitaler fühlen als jemals zuvor.
Ich freue mich sehr auf die nächsten 6 Jahre und zu sehen, wohin sich das CrossFit Öuf gemeinsam mit seinen Mitgliedern entwickeln wird.
Euer Dome